Höfisches Vanitas-Renaissance-Kabinett
Süddeutsch, wohl Augsburg, um 1570
Konstruktionsholz und Schubladen: Nadelholz; Reliefintarsien: verschiedene einheimische Obst- und Laubhölzer teilweise gefärbt; Beschläge: Eisen geätzt
Höhe 51 cm, Breite 70 cm, Tiefe 36 cm
Das Renaissance-Kabinett gehört mit seinem prunkvollen Dekor aus intarsierten Ruinenlandschaften und Vanitas-Motiven zu den Spitzenerzeugnissen süddeutscher Kunsttischlerei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Als prächtiges Reisemöbel diente dieser „Schreibtisch" ursprünglich der Aufbewahrung von wertvollen Dokumenten, Papier, Schreibutensilien, Münzen und auch Kleinodien, die der Besitzer - zweifelslos ein Adliger - auf seinen Reisen mit sich führen wollte. Dementsprechend wurden starke Griffe an den Seiten des Vanitas-Möbels angebracht, um den Transport zu erleichtern. Bemerkenswert ist vor allem die Innenseite der Falltür, auf der ein nackter, liegender Putto mit Totenschädel und Sanduhr zu sehen ist. Derartige Vanitas-Darstellungen sind in der süddeutschen Kunstschreinerei des 16. Jahrhunderts sehr selten. Allein im Museum of Art in Boston hat sich ein Augsburger Kabinettschrank erhalten, der eine nahezu identische Darstellung aufweist.