Höfische Tazza im Lederetui
Glas: osmanisch, um 1630
Montierung: Pierre Delabarre, zugeschrieben
Paris, um 1630
Glas, Gold, Email; Lederfutteral mit Goldprägung
Provenienz: Gustaf Celsing d.Ä. (1679-1743), schwedischer Gesandter am osmanischen Hof
Publiziert in: Laue, G.: Tresor. Schatzkunst für die Kunstkammern Europas, München 2017, S. 166-167, S. 240-241, Kat. Nr. 49
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In Imitation eines Bergkristallgefäßes ist die sechspassige Glasschale mit gravierten Blumenornamenten verziert und mit Gold gefaßt. Die emaillierten Pastellfarben der durchbrochenen Goldmontierung sowie die verspielte Form des hermenförmigen Henkels ist für die französische Goldschmiedekunst um 1630 typisch und insbesondere für die Arbeiten des Pariser Goldschmiedes Pierre Delabarre, der aufgrund seiner ausgefallenen Fassungen lange als Drachenmeister galt. Das Glas entstand jedoch nicht in Frankreich, sondern im osmanischen Reich. Wie es dazu kam, daß ein osmanisches Gefäß in Paris montiert wurde, läßt sich nicht mehr rekonstruieren, geht aber höchstwahrscheinlich auf einen diplomatischen Austausch zurück. Die Prunkschale stammt nämlich aus dem Besitz von Gustaf Celsing dem Älteren (1679-1743), der 1709 König Karl XII. von Schweden infolge seiner Niederlage gegen Rußland ins Exil nach Konstantinopel begleitete, wo er sich bis 1714 aufhielt. Celsing kam in dieser Zeit nicht nur mit der osmanischen Kultur in Berührung, sondern pflegte auch Umgang mit den verschiedenen Gesandten am osmanischen Hof, insbesondere mit den französischen Botschaftern. Offensichtlich schenkte ihm ein osmanischer oder französischer Würdenträger während seines Aufenthaltes in Konstantinopel dieses außergewöhnliche Kunstwerk, das bis ins 21. Jahrhundert im Besitz der Familie Celsing auf Schloß Biby in Schweden verblieb.