Gotischer Mörser
Nürnberg, um 1460
Bronze mit dunkelbrauner Patina
Höhe 24 cm, oberer Durchmesser 22,5 cm
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Auf den ersten Blick zeigt sich, daß der elegante Mörser zu den hochwertigsten Bronzearbeiten der deutschen Gotik gehört. Er zeichnet sich in erster Linie durch seine hohe, schlanke Form aus, aber auch durch die ausgesprochen hohe Qualität, die in dem ungewöhnlich reichen, plastischen Dekor der Wandung zu Tage kommt. Bemerkenswert ist zunächst der reliefierte Fries unterhalb des Lippenrandes, der Szenen der höfischen Hasenjagd zeigt. Für den hohen Dekorations- und Gestaltungsaufwand sind ebenfalls die Stegrippen kennzeichnend. Im Mittelalter wurden Mörser meistens mit einfachen senkrechten Stegrippen verstärkt, um die Wandung bei häufiger Verwendung vor Verformungen zu schützen. Ab und zu wurden die Basen dieser Rippen als Tierkrallen gestaltet, so daß der Mörser scheinbar auf Füßen stand. In seltenen Fällen wurden die Stege plastisch gestaltet, etwa mit stehenden Figuren. Hier haben sich die Verstärkungsrippen allerdings in grazile Streben verwandelt, die spielerisch mit unterschiedlichen Motiven kombiniert sind: Ausgehend von Löwenpranken an der Basis gehen dünne, leicht profilierte Streben in die Höhe, die von männlichen Köpfen mit modischer Haar- und Barttracht unterbrochen und von einem typisch gotischen Distelblatt bekrönt sind. Der vorliegende Mörser gehört zu einer kleinen Gruppe von Mörsern mit Rippen, Tatzen und Köpfen, die offensichtlich in derselben Werkstatt entstanden sind und sich heute in Nürnberg im Germanischen Nationalmuseum, in München im Bayerischen Nationalmuseum und in Hamburg im Germanischen Nationalmuseum erhalten haben. All diese Mörser weisen ähnliche Rippen mit Fratzen, Tatzen und Streben mit pflanzlicher Bekrönung auf. Zuletzt hat Ursula Mende überzeugt dargelegt, daß diese besonders hochwertige Werkgruppe in Nürnberg entstanden sein muß, wo die Rotschmiedekunst um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine regelrechte Blütezeit erlebte. Aus dieser Gruppe sticht der besprochene Mörser durch seine überaus reiche Dekoration hervor. Besonders selten ist die Darstellung von Distelblättern als Rippenbekrönung, die zwar in der Architektur der Gotik als Bauornament besonders beliebt war, bei Werken der Rotschmiedekunst allerdings selten anzutreffen ist. Ebenfalls einzigartig ist der Fries mit Jagdszenen, der den Mörser in einen höfischen Kontext rückt.