Renaissance-Nautilus
Niederländisch, um 1650
Gehäuse des Nautilus (Nautilus pompilius), Perlmuttschicht mit geätzten Flachreliefs
Höhe 16 cm, Breite 21 cm, Tiefe 11 cm
Publiziert in: Laue, G.:Exotica, München 2012, Kat. Nr. 63
Der prunkvolle Renaissance-Nautilus ist mit Flachreliefs verziert, die wie ein Netz von Ranken, Blüten und Vögeln die Oberfläche überziehen. Auf beiden Seiten des Wirbels sind Seeungeheuer mit offenem Maul und spitzen Zähnen dargestellt. Diese Motive spielen auf das exotische Material und auf dessen Herkunft aus den indo-pazifischen Gewässern an, die den meisten Europäern als ferne Welten voller Geheimnisse und unentdeckten Monstern galten. Die Dreischichtigkeit des Nautilusgehäuses nutzte der Künstler hier geschickt aus: Von den obersten Schichten des Gehäuses entfernte er die Negativform der Ornamente bis auf die Perlmuttschicht, so dass die dargestellten Muster zum Teil noch die rötlich-braunen Streifen der Conchylienschicht aufweisen und sich reliefartig von der perlmutternen Grundschicht abheben. Die Flachreliefs entstanden nicht durch Herausschneiden und -schaben, sondern in Ätztechnik. Dies zeigt sich an den weichen Konturen der Ornamente und auch an der Lochbohrung im Bereich des Wirbels. Durch diese Bohrung konnte ein säureunempfindlicher Metallstab geschoben werden, mit dem der Nautilus während des Ätzvorganges schwebend gehalten wurde. Im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig und im Kunsthistorischen Museum in Wien befinden sich zwei unmontierte Nautilusgehäuse, die nahezu identische Flachreliefs aufweisen. Die Datierung der vorliegenden Arbeit um die Mitte des 17. Jahrhunderts basiert auf einem Vergleich mit einer montierten Nautilusschale aus dem Fürstlich-Lippischen Schloß Detmold, die mit ähnlichem geätztem Dekor verziert ist.