Mohr als Sturzbecher
Meinrad I Bauch (Meister 1575-1623)
Nürnberg, 1603-1609
Silber gegossen, getrieben, graviert, ziseliert, punziert und feuervergoldet
Stadtmarke (Nürnberg 2007, BZ12), Meistermarke MB (Nürnberg 2007, MZ0030) und Tremolierstich am Lippenrand
Höhe 19 cm, Durchmesser am Lippenrand 9 cm
Gewicht 275 g
Publiziert in: Laue, G.: Tresor. Schatzkunst für die Kunstkammern Europas, München 2017, S. 122-123, S. 213-214, Kat. Nr. 23
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Das prunkvolle Trinkgefäß gehört zu einem Typus von Sturzbechern, die gewöhnlich als Jungfrauenbecher bezeichnet werden: Während der Rock der Jungfrau die Kuppa bildet, dient deren Oberkörper als Griff. Bei vorliegendem Silberbecher ist jedoch keine Frau, sondern ein Mohr dargestellt, der als solcher durch seine kurzen, gelockten Haare und seine breite Nase gekennzeichnet ist. Am Lippenrand der Kuppa sind die Meistermarke des Goldschmiedes Meinrad I. Bauch (Meister 1575-1623) und das Nürnberger Beschauzeichen angebracht, das in den Jahren 1603 bis 1609 Verwendung fand. Bauch war auf Jungfrauenbecher spezialisiert, so daß sich einige vergleichbare Sturzbecher des Meisters etwa im Grünen Gewölbe in Dresden oder in der Staatlichen Eremitage in St. Petersburg erhalten haben. Erwähnenswert ist ein weiteres Werk Bauchs in der Rüstkammer des Kremls: ein Sturzbecher in Gestalt eines Türken, der dasselbe Beschauzeichen wie das vorliegende Objekt trägt und dieselbe Form, Größe und Ornamentik aufweist. Somit erschuf Bauch den vorliegenden Mohrenbecher als Gegenstück zum Moskauer Türkenbecher – offenbar mit dem Wunsch, den traditionellen Jungfrauenbecher um eine exotische Note zu bereichern.