Knabe mit Theatermasken
Allegorie der Melancholie
Willem van den Broecke, zugeschr.
Antwerpen, um 1560
Alabaster
Inschrift "Qvo Me / Fata Vocant" ("Wohin mich das Schicksal auch hinführt") Höhe 26,5 cm, Breite 24 cm, Tiefe 11 cm
Provenienz: Wien, Sammlung Hofstätter
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Über einem rechteckigen Podest erhebt sich ein nackter Knabe, der halbliegend über die Theatermasken nachsinnt, die vor ihm liegen. Als Zeichen der Nachdenklichkeit und Geste der Meditation hat er das Bein angewinkelt und stützt mit dem Ellbogen seinen Kopf darauf. Diese Komposition geht auf eine der berühmtesten Skulpturen von Michelangelo zurück: auf die weibliche Personifikation der Nacht, die er für das Grab von Giuliano de’ Medici in San Lorenzo in Florenz geschaffen hat. Auch der muskulöse Körper des Knaben, der mit dem kindlichen Kopf kontrastiert, leitet sich von italienischen bzw. antiken Vorbildern ab. Die ausgefallene Alabasterskulptur ist zwar nicht signiert, sie läßt sich jedoch eindeutig dem Antwerpener Bildhauer Willem van den Broecke zuschreiben, der auch unter dem lateinischen Namen Guillelmus Paludanus bekannt ist. In Komposition, Formensprache und Ikonographie ist sie mit den signierten und zugeschriebenen Skulpturen des Künstlers eng verwandt, die sich in einer belgischen Privatsammlung, im Rijksmuseum in Amsterdam, in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums und im Museo Poldi Pezzoli in Mailand erhalten haben. Darauf, daß es sich bei der vorliegenden Figur um eine Allegorie der Melancholie handelt, deutet nicht nur die Körperhaltung des Knaben hin, sondern auch die lateinische Inschrift auf dem Podest: „QVO ME / FATA VOCANT“ („wohin mich das Schicksal auch hinführt“). In Zusammenhang mit den Theatermasken kann diese als Verweis auf das Leben als Komödie verstanden werden, die sich nach den Regeln der Dramatik abspielt, ohne daß die beteiligten Protagonisten Einfluß auf das Geschehen auszuüben vermögen.