Höfische Kokosnusspokale
Antwerpen, deutsch, schweizerisch, 16.-17. Jahrhundert
Kokosnuss, zum Teil geschnitten, Montierung: Silber, feuervergoldet, getrieben, gegossen und graviert, Kupfer, vergoldet und graviert
Höhe 17-36 cm
Kokosnussgefäße waren bereits im Mittelalter begehrte Sammlungsobjekte. Die "indische Nuss" oder "Meernuss", wie sie einst genannt wurde, war bis ins 17. Jahrhundert hinein ausgesprochen selten und besonders beliebt. Ihr wurden medizinische und gar magische Kräfte zugeschrieben. Bereits in der arabischen Heilkunde spielte sie eine besondere Rolle als Allheilmittel. Seit dem Mittelalter wurde ihr außerdem eine giftanzeigende Funktion zugesprochen: Der Herzog von Berry besaß beispielsweise einen Kokosnussbecher an dem eine Natterzunge befestigt war - eine Kombination, die einen doppelten Schutz vor vergifteten Speisen und Getränken gewähren sollte. Der Glaube an die Heil- und Schutzkraft der Kokosnuss erklärt, warum die Nussschalen meistens zu kostbaren Trinkgefäßen verarbeitet wurden. In den Kokosnusspokalen und -bechern sahen die Menschen des 16. und 17. Jahrhunderts jedoch viel mehr als Gefäße mit Heilkräften: In den montierten Nüssen offenbarte sich die Fähigkeit des Menschen, eine seltene Naturalia durch kunsthandwerkliches Können in eine kostbare Artificialia zu verwandeln. Und solche Artificialien bildeten den Grundstock einer fürstlichen Kunstkammer. Die Gruppe von prunkvoll montierten Kokosnusspokalen zeugt somit in eindrucksvoller Weise von der Sammelkultur, die sich in Gestalt der Kunst- und Wunderkammer um die Wende zum 17. Jahrhundert in den deutschsprachigen Territorien durchsetzte.