Adam und Eva im Paradies
Leonhard Kern (1588-1662)
Forchtenberg oder Heidelberg, um 1614-1620 Alabaster
Höhe 30,5 cm, Breite 22 cm, Tiefe 4 cm
Provenienz: Schweiz, Privatbesitz
Publiziert in: Laue, G.: Leonhard Kern. Die Deutsche Giambologna, Kunstkammer Edition, Bd. 3, München 2016, S. 15, 52, 56, 74f., Kat. Nr. 3, Abb. 5, 27, 30; Laue, G.: Die Kunstkammer. Wunder kann man sammeln. Kunstkammer Edition, Bd. 1, München 2016, S. 42, S. 114, Kat. Nr. 18, Abb. 25
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In dramatischer Pose sind auf dem vorliegenden Relief Adam und Eva nach dem Sündenfall abgebildet: Aus der Furcht vor Gottes Zorn geflüchtet kauern sie unter dem Apfelbaum und dem daneben stehenden Feigenbaum. Im Bewußtsein ihres folgenreichen Vergehens heben sie die Arme hoch, wobei Adam zugleich mit einer Hand seine Scham mit Blättern bedeckt. Ihre Blicke sind ängstlich gegen den Himmel gerichtet. Dort bildet sich eine längliche Quellwolke, die zwischen den Bäumen kreist. Welche Rolle diese seltsame Wolke in dem Geschehen einnimmt, läßt sich aus der alttestamentarischen Erzählung herleiten, wo der dargestellte Augenblick folgendermaßen geschildert wird: 'Als sie Gott, den Herrn, im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, unter den Bäumen des Gartens. Gott, der Herr, rief Adam zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich' (1. Mose 3, 8-10). Die Wolke ist also als bildliche Umsetzung von Gottes erzürnter Stimme zu verstehen; sie deutet zugleich auf den Wind hin, der die Ankunft des Schöpfers ankündigt. Offenbar wurde Kern von einem Kupferstich inspiriert, in dem Hans Sebald Beham 1543 die Vertreibung aus dem Paradies dargestellt hatte. Darauf bedroht der Engel das erste Menschenpaar mit einem Schwert, das er über den Kopf schwingt. Zugleich quellen aus seinem Mund Wolken, die Adam und Eva regelrecht aus dem Garten herauswehen. Auch wenn Kern diese Wolken als Bildzitat in seine Komposition integrierte, widmete er sich jedoch einer anderen Episode des Sündenfalls. Die dargestellte Handlung spielt sich nach der eigentlichen Ursünde und vor der Vertreibung aus dem Garten Eden ab; sie hat ihren dramatischen Höhepunkt also noch nicht erreicht, ist jedoch von der Anspannung geprägt, die sich durch Schuldbewußtsein und Furcht vor der bevorstehenden Bestrafung zuspitzt. Und genau deswegen wählte Kern diese selten dargestellte Episode aus: Es ging ihn darum die starke Gefühlsregung des verängstigten, schuldbewußten Paares in Szene zu setzen.