Höfischer Nautiluspokal
aus den königlich-schwedischen Sammlungen
Gravuren: Amsterdam, um 1650
schwedische Goldschmiedearbeit: Henning Petri, zugeschrieben
Nyköping, um 1660
Gehäuse des Nautilus (Nautilus pompilius), Perlmuttschicht mit geätzten Flachreliefs Montierung: Silber, gegossen, getrieben, graviert und feuervergoldet
Höhe 32 cm, Gewicht 720 g
Provenienz: 1860-2017, Schloß Knutstorp (Schweden), Familie der Grafen Wachtmeister, zuletzt im Besitz der Gräfin Ebba Wachtmeister; um 1860 als Brautgeschenk an die Familie Wachtmeister von einer der engsten Freundinnen der Königin Luise von Schweden (1828-1871), geb. Oranien-Nassau; vor 1860 Stockholm, Kunstsammlungen von König Karl XV. von Schweden (reg. 1859-1872)
Publiziert in: Roosval, A.: Svenska slott och herresäten vid 1900-talets början. Skåne, Stockholm 1909, 1. Bd., S. 185-186 mit Abb.
VERKAUFT - Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie Vergleichbares suchen!
Der prunkvolle Nautiluspokal zeichnet sich sowohl durch die geätzte Dekoration der Schale als auch durch seine elaborierte Silbermontierung als ein höfisches Kunstwerk ersten Ranges aus. Die delikate Verzierung der fragilen Konchylie und die feine Goldschmiedearbeit werten den exotischen und kostbaren Charakter dieses barocken Kunstwerkes auf, das als besonders wertvolles Artificialia zur Aufstellung in einer Kunst- und Wunderkammer entstanden ist. Daß es sich hierbei um ein fürstliches Sammlungsobjekt handelt, zeigt sich deutlich an der Provenienz des Pokals, der seit den 1860er Jahren im Besitz der Grafen Wachtmeister auf Schloß Knutstorp in Schweden war und der ursprünglich wohl aus den königlich-schwedischen Kunstsammlungen stammt. Im Nationalmuseum in Stockholm befindet sich das Pendant zu dem vorliegenden Pokal, das nachweislich Karl XV. von Schweden (reg. 1859-1872) gehörte und erst nach dessen Tod 1873 als königliches Vermächtnis in die Bestände des Museums einging. Bei dem Stockholmer Nautiluspokal und seinem hier besprochenen Gegenstück ist die Muschel mit exakt demselben gezackten Lippenrand und mit denselben ornamentierten Spangen gefaßt und erhebt sich über einer Fußzone, die den gleichen Aufbau verfolgt. Allein die Schaftfigur wurde bei dem Stockholmer Pokal wohl infolge einer Restaurierungsmaßnahme ersetzt und unterscheidet sich daher von der geflügelten Sirene, auf deren Kopf der hier besprochene Nautilus ruht.
Bei beiden Pokalen ist die Schale des Nautilus mit Flachreliefs verziert, die wie ein Netz von Ranken, Blüten und Vögeln die Oberfläche überziehen. Es handelt sich hierbei um eine niederländische Arbeit aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, die wohl von einem Perlmuttgraveur aus Amsterdam ausgeführt wurde. Offenbar erwarb das schwedische Königshaus zwei solcher unmontierten Nautilusschalen und ließ sie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu einem Pokalpaar montieren. Weder das vorliegende Gefäß noch sein Gegenstück im Nationalmuseum tragen Silbermarken, dennoch kann vermutet werden, daß die exotischen Schalen von einem schwedischen Goldschmied gefaßt wurden. Die Amsterdamer Perlmuttarbeiten wurde gewöhnlich ohne Montierung verkauft und meistens erst auf Wunsch des Käufers in Augsburg, Nürnberg oder gar Stockholm gefaßt.
Ein Artikel von 1909 über die Kunstsammlungen auf Schloß Knutstorp läßt einige Rückschlüsse auf die Identität des Künstlers zu, der für die Fassung des besprochenen verantwortlich zeichnet. In dieser Publikation wird der Nautiluspokal beschrieben als „en ståtlig nautiluspokal, tysk arbeite från 1600-talet samt ett präktigt ovalt silfverfat med drifven ornering förfärdigadt omkring år 1700 av Nyköpingsguldsmeden Henning Petri“. D.h. daß der Nautiluspokal zu dieser Zeit zusammen mit einem getriebenen Silberbecken des Goldschmiedes Henning Petri aus Nyköping ausgestellt war. Könnte es sein, daß der Pokal und die Schale als Lavabogarnitur zusammen gehörten und beide auf den Goldschmied Henning Petri aus Nyköping zurückgehen? Tatsächlich stimmt die Silberfassung in stilistischer Hinsicht mit dem Oeuvre des Meisters überein. Möglicherweise stand Petri die Lavabogarnitur mit Nautiluspokal aus dem Gustav-Adolf-Kunstschrank vor Augen, als er im königlichen Auftrag die zwei Nautilusschalen in kostbare Pokale verwandelte.