Ein Paar von höfischen Renaissance-Rahmen
Werkstatt von Christoph Angermair (um 1580-1633)
München, um 1625
Ebenholz, Palmenholz, Palisander, Birnenholz
Alte Inventaraufkleber: „166“, „167“, „713/2“, „91.“
Höhe 27 cm, Breite 23,5 cm, Tiefe 5,5 cm
Die außergewöhnlichen Prachtrahmen sind stilistisch mit verschiedenen Kunstmöbeln verwandt, die im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts für den Münchener Hof entstanden sind und sich heute im bayerischen Nationalmuseum befinden. An erster Stelle sind drei Prunktische mit Platten aus Alabaster und Pietra-Dura zu nennen, die Herzog Maximilian I. (reg. 1597-1651) um 1620-1630 zur Ausstattung der Kammergalerie in der Münchener Residenz beauftragte. Diese außergewöhnlichen Schreinerarbeiten weisen einen vergleichbaren architektonischen Aufbau auf und bestechen ebenfalls durch die Kombination von intarsierten und plastischen hervortretenden Holzelementen. Die Verwandtschaft der Münchener Prunktische mit dem vorliegenden Rahmenpaar ist unverkennbar: Offensichtlich sind sie in derselben Werkstatt entstanden. Die Zuschreibung an die Münchener Kistler-Werkstatt des Elfenbeinbildhauers Christoph Angermair (um 1580-1633) basiert wiederum auf einem Vergleich mit dem kunstvolle Gehäuse, das Angermair 1624 als Schutzhülle für den elfenbeinernen Münzschrein herstellen ließ, den er im Auftrag von Maximilian I. kreiert hatte. Auch dieses prächtige Möbelstück stand ursprünglich samt Gehäuse in der Kammergalerie – ein korridorartiger Raum, der die Privatgemächer Maximilians I. mit denen seiner Gemahlin verband und den wertvollsten Sammlungsbeständen im Besitz des bayerischen Herzogs gewidmet war. 1607 hatte Maximilian I. ausgewählte Gemälde und Pretiosen aus der herzoglichen Kunstkammer entnehmen und in der Kammergalerie aufstellen lassen, um diese „teglich im gesicht und vor augen“ zu haben. Die Kammergalerie war ein Sammlungsraum privaten Charakters, eine Schatzkammer, die der täglichen Erbauung des Herrschers diente und zu dem kein anderer Zugang erhielt als der Herzog selbst und seine Frau. In der Kammergalerie standen auf den oben erwähnten Prunktischen verschiedene Gefäße aus Gold, Jaspis, Bergkristall, Rhinoceroshorn, Elfenbein, darunter auch die Elfenbein- und Ebenholzpokale, die Maximilian I. selbst gedreht hatte. Den Schwerpunkt der hier ausgestellten Kunstwerke bildeten jedoch Gemälde auf Leinwand, Holztafel, Steinplatte oder Pergament. Dabei waren kleinformatige Bilder nicht selten mit prunkvollen Rahmen wie den vorliegenden ausgestattet.