Narwal-Prunkgefäß
Bildhauerarbeit: Joachim Henne (um 1630-um 1707), Umkreis
Wohl Kopenhagen, um 1670
Silbermontierung: Johann II Leser (Meister um 1676-1704)
Augsburg, um 1681-1685
Narwalzahn, Elfenbein, Silber feuervergoldet, modernes Lederfutteral
Augsburger Pyr (Seling 830) und Meistermarke IL (Seling 1740)
Sammlungsetikett auf dem Futteral „Sammlung Hoffenreich“
Höhe 18 cm, Breite 15 cm, Tiefe 6 cm
Der Prunkpokal, der sich mit Deckel erhalten hat, zeichnet sich durch seinen reichen skulpturalen Schmuck aus: Sowohl die runde Basis, als auch die Wandung und der Deckel sind mit Reliefs verziert, während der Schaft und der Deckelknauf vollplastisch gestaltet sind. Die schlichte Zackenmontierung aus feuervergoldetem Silber trägt am äußeren Fußring den Stadtpyr und die Meistermarke des Augsburger Goldschmiedes Johann II Leser, der dieses Prunkstück kurz nach seiner Meisterprüfung, etwa zwischen 1681 und 1685, gefaßt haben dürfte. Der Bildhauer, der für die skulpturale Gestaltung des Pokals verantwortlich zeichnet, ist wiederum im Umkreis von Joachim Henne zu suchen, der nachweislich in Hamburg und am königlich-dänischen Hof in Kopenhagen zwischen 1663 und 1707 und vorher vermutlich in Süddeutschland tätig war. Diese Zuschreibung basiert auf einem Vergleich mit dem stilistisch verwandten Elfenbeinpokal, der sich in den königlich-dänischen Kunstsammlungen auf Schloß Rosenborg erhalten hat und der ebenfalls Joachim Henne zugeschrieben ist. Insbesondere die Trägerfiguren des Kopenhagener Pokals weisen große Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Prunkgefäß auf: Die Aphrodite ist hier sitzend auf dem Schoß von Paris in einer verrenkten Körperhaltung dargestellt, die sich bei den Putti wiederfinden. In den weich modellierten, molligen Körpern kommt auf beiden Pokalen jene anatomische Auffassung zum Ausdruck, die im Allgemeinen das Œuvre von Joachim Henne kennzeichnet.